Was man 1938 über heute wusste

Augenfällig, dass sich unsere Politik bereits seit Beginn der Corona-Pandemie, getopt durch den Angriff Russlands auf die Ukraine, in einem um sich selbst kreisenden Vakuum befindet, während sie – die Politik – krampfhaft einerseits versucht, das bestehende System, mit all seinen, die gegenwärtigen Krisen begünstigenden Umstände zu stützen, anstatt es zum Wohl der Menschen zu stürzen und anderseits mit halbgaren Zückerchen die Menschen ruhig stellen will.

Ob Schuldenbremse oder die weiterhin forcierte oder zumindest aktiv geduldete Ungleichverteilung von Vermögen sowie die Privatisierung der öffentlichen Daseinsfürsorge, des Gesundheitssystems, des Öffentlichen Nahverkehrs, der Energie- und Trinkwasserversorgung, die markthörig-neoliberale Politik von Union bis Ampel, speziell im Duktus der sozialdarwinistischen FDP, stützt die Spaltungsbestrebungen antidemokratischer Bewegungen und Agitatoren von AfD bis Wendler.

Lehren, die man hätte ziehen müssen und können, Lehren, die erklären, wie man dem Faschismus den Weg bereitet und ein gemachtes Nest zur Verfügung stellt, hatte man u. a. bereits 1938 im Zuge der Analyse des sich aufbauenden Nazi-Faschismus in Deutschland zu Genüge angeboten. Passiert ist: Nichts.

Folgender Textauszug aus der Publikation „Capitalism and Crisis“ von Yale University Press stellt gut heraus, warum uns unser gegenwärtiges System in die nächste menschengemachte Katastrophe stürzen könnte. Er sei allen als Warnung an die Hand gegeben.

Ursprungsjahr 1938

Der demokratische Kapitalismus kann nur aufrechterhalten werden, wenn der Staat breit ist und die Mittel erhält, eine aktive Wirtschafts- und Krisenbekämpfungspolitik zu führen.

Ohne eine derartige Wirtschaftspolitik des Staates müsse die kapitalistische Ordnung nicht nur wirtschaftlich zusammenbrechen, sondern auch zu sozialen Erschütterungen von solchen Ausmaßen führen, dass der Bestand des Systems auch politisch gefährdet wird.

Wenn es dem Kapitalismus nicht gelingt, eine größere Stabilität in den Beschäftigungs- und Einkommensverhältnissen herzustellen, so werden immer größere Massen in den Demokratien bereit sein, ihre wirtschaftlichen und politischen Freiheitsrechte zu Gunsten der von autoritären Regimen in Aussicht gestellten wirtschaftlichen Sicherheit und Stabilität opfern.

– capitalism and crisis, Yale University Press, New Haven J. H. Rogers, 1938, Zusammenfassung von K. W. Kapp

Über den Autor

Spenden

Beliebte Kategorien

Klick-Tipp: Rundumgedanken

ADHS, Komorbiditäten, Behinderung, Inklusion, Diversität, Diskriminierung