Frauen* sind unsichtbar

Das generische Maskulinum macht Frauen* unsichtbar

  • Bei 3 Arbeiterinnen denken wir natürlich an drei weibliche Personen.
  • Bei 1 Arbeiter denken wir automatisch an eine männliche Person.

Wenn sich nun zu den 3 Arbeiterinnen 1 Arbeiter hinzugesellt, wieso sind es dann 4 Arbeiter? Wo sind die Frauen* hin? Ja! Das generische Maskulinum ist irreführend. Es lässt nicht-männliche Personen verschwinden.

Kinder zeigen das Prinzip hervorragend auf, wenn man sie z. B. malen lässt. „Male 2 Polizisten“ – die allermeisten werden darunter zwei männliche Polizisten verstehen. Auf die Idee, Frauen wären „mitgemeint“, kommen sie in der Regel nicht. Ein Grund ist ja auch, dass es andere Berufe gibt, bei denen sehr wohl immer Männer nur „mitgemeint“ sind. Putzfrauen z. B. oder Krankenschwestern. Berufe, die eben Frauen zugeschrieben sind. Somit im kindlichen Weltbild schnell klar, dass Männer die „cooleren“ Jobs machen. Ein Denken, was sich durch linguistische Dauerbeschallung manifestiert. Wie alles, was man Kindern gebetsmühlenartig über verschiedenste Kanäle wiederholt.

Problem des gegnerischen Maskulinum lange bekannt

Das alles sind leider auch keine echten „News“. Schon 2015 gab’s zum Beispiel diese Studie: Geschlechtergerechte Sprache beeinflusst kindliche Wahrnehmung von Berufen ( https://idw-online.de/de/news632492 )

Besonders bezeichnend das Resümee im entsprechenden Artikel:
Demnach „zeigen die Analysen auch, dass bei der Verwendung geschlechtergerechter Sprache die Berufe als weniger wichtig angesehen wurden und dass die Bezahlung in „typisch männlichen“ Berufen niedriger eingeschätzt wurde als nach Nennung der rein männlichen Berufsbezeichnung.“ Weiter: „Die Studie vermittelt also eine ermutigende und eine weniger ermutigende Botschaft.“ (Andrea Abele-Brehm, Präsidentin der Deutschen Gesellschaft für Psychologie)

Etwas irritierend ist hier allerdings für mich die Äußerung Andrea Abele-Brehms, dass das Ansehen von Berufen durch geschlechtergerechte Bezeichnungen gemindert würde. Als wollte sie dann am Ende doch irgendwie etwas Positives aus dem irrsinnigen und irreführenden generischen Maskulinum herausholen.

Probleme richtig benennen!

Geschlechtergerechte Sprache gefährdet das Patriarchat

Der Fehler liegt meines Erachtens doch woanders. Nämlich im strukturellen Denkproblem unserer Gesellschaft, die nach wie vor mit allen Mitteln dafür kämpft, an ihren patriarchalen Strukturen festzuhalten.

Das schlägt sich auch auf euren Bankkonten nieder:
„Der durchschnittliche Bruttostundenverdienst von Frauen war um 6 Prozent niedriger als der von Männern. In Ostdeutschland lag der Verdienstabstand zwischen Männern und Frauen im gleichen Jahr bei 7 Prozent.“ (statista.de)

Alles halb so wild?

Unsere Gesellschaft baut sich ca. so auf:

51 % weiblich und 49 % männlich. Quelle Bundeszentrale für Politische Bildung (https://www.bpb.de/kurz-knapp/zahlen-und-fakten/soziale-situation-in-deutschland/61538/bevoelkerung-nach-altersgruppen-und-geschlecht/).

Die Mehrheit in unserer Gesellschaft bekommt bis zu 7 % weniger Geld, einfach der Tatsache geschuldet, dass sie das ‚falsche‘ Geschlecht haben. Ist das gerecht? Und wie passt das mit der Lüge der „liberalen“ Weltsicht zusammen: „Jeder ist seines eig’nen Glückes Schmied?“

Wenn wir Menschen von klein auf das Gefühl geben, dass sie nur mit „dem anderen Geschlecht“ so wirklich etwas wert sind, dann sorgt das eben auch dazu, dass sie z. B. bei einer Gehaltsverhandlung eher klein beigeben als ihre männlichen Konkurrenten.

Zeichen der Zeit erkennen

Wer heute, bzw. vor allem heute, noch an Konservativen, deren Intention eben das Festbetonieren alter, männlich-dominierter, ausgrenzendener Strukturen ist, an Liberalen, denen Ausbeutung immanent ist und Rechtsextremen, die die Extreme beider vorgenannten Richtungen unter sich vereinen und radikalisieren, hat den Schlag einfach nicht gehört.

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