Sprache, Rassismus und Macht

Warum ich mich aktiv mit Sprache auseinandersetze und mich selbst, das, was ich sage und schreibe und sogar denke, häufiger reflektiere, liegt für mich auf der Hand. Andere empfinden das manchmal als etwas dogmatisch. Für mich ist klar, dass Aktiv sein gegen Rassismus, Sexismus und alle daraus entspringenden Sonderformen einer gewissen Sensibilität im alltäglichen Sprachgebrauch bedarf.

Sprache macht (nicht nur) Rassismus.

Die meisten Menschen äußern sich im Alltag dazu nicht einmal bewusst rassistisch oder sexistisch. Gleichzeitig ist hier genau das Problem. Denn wir sind aufgrund der noch immer bestehenden Ausrichtung unseres gesamten Handelns in einem (meist toxisch) patriarchalen System sozialisiert.

Auch wenn es viele nicht für möglich halten, aber z.B. #Alltagsrassismus ist nichts, was ausschließlich Teil der AfD-DNA ist. Im Gegenteil. Er ist Teil der gesellschaftl. „Mitte“. Die AfD ihrerseits, wie auch andere Rechtskonservative bis Rechtsextreme, nutzt Sprache als Instrument, die öffentliche Wahrnehmung nachhaltig zu vergiften.

„Steter Tropfen höhlt den Stein“ heißt es. Vieles, was die NS-Propaganda in die deutsche Sprache schüttete oder dort umdeutete, ist nach wie vor da. Auch koloniale Selbstverständlichkeiten und Sprachbilder haben die Jahrhunderte überdauert. Unhinterfragt, unkommentiert. Genauso antisemitische Grundideen aus dem Mittelalter.

Hinzu kommt die permanente Reproduktion rassistischer und sexistisher Narrative, die zu einer Normalisierung allerhand Vorurteile und Diskriminierungen und sogar Gewalttaten in der öffentlichen Wahrnehmung führt. „Wenn das so viele sagen, muss ja was dran sein.“ Die künstliche Empörung darüber, wenn wieder eine Firma ein Produkt umbenennt, weil der Produktname z. B. aus historischen Gründen u.U. (positiv formuliert) unglücklich ist, spricht ebenso dafür.

Sprache ist weit mehr als ein bzw. unser Instrument, miteinander zu kommunizieren. Ohne Sprache hätten es Rassismus und Sexismus wesentlich schwerer und die fortwährende Reproduktion rassistischen Denkens wäre kaum denkbar – wie auch die dadurch begünstigte Festigung oder gar Erlangung von Macht gegenüber den dadurch zu diskriminierenden. Wo es um Macht geht, sind Rassismus und Sexismus nicht fern.

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