Streitlustige Linke

DIE LINKE wird häufig als nach innen streitlustig, gar zerstritten beschrieben. Ob Klaus Ernst, Sarah Wagenknecht, die Linksfraktion oder #LinkeMeToo, augenscheinlich gibt es immer irgendetwas zu diskutieren. Das ist natürlich nicht vollends gelogen. Gelogen ist allerdings, wenn sich Vertreter:innen anderer Parteien anmaßen, zu unterstellen, bei ihnen ginge es durch und durch geschlossen, ja geradezu linientreu und ohne Diskussionen zu. Neben Abweichler:innen und fragwürdigen Personalien haben auch alle am Erbe der patriarchalen Gesellschaftsstruktur, dem Sexismus, zu knabbern. Das soll nicht relativieren. Aber erklären.

Entweder herrscht damit eine gewisse unreflektierte Arroganz-Kultur bei den „Großen“, oder alle sind in bester SED-Manier gleichgeschaltet. Und dabei spricht man der Linken ja immer gerne zu, die Fortführung der SED zu sein, wie z.B. die CDU Rheingau-Taunus immer wieder gerne – parallel zur AfD Rheingau-Taunus – betont.

Letzten Endes zeigen die vielen Debatten, die die Linke nicht vor den Augen der Öffentlichkeit verheimlichen kann, dass die Partei nicht die eingefahrene Selbstgefälligkeit besitzt, die Überheblichkeit und Arroganz besitzt, sich als Besitzerin des Steins der Weisen zu zelebrieren.

Natürlich wirken einige Konflikte in der Partei für viele irritierend. Das kann ich in gewissem Maße nachvollziehen. Andererseits sollten wir uns aber auch ehrlich machen – und zu uns stehen.

Zum einen resultiert das ein maßgeblicher Teil dieses Gesamteindrucks daher, dass DIE LINKE als der Klassenfeind, also die größte sozialistische Bewegung im kapitalistischen Deutschland, sehr gerne bei jedem Skandälchen großgeredet wird. Anders sieht es hingegen bei Positivem aus. Aus kommunaler Sicht ist es zum Beispiel so, dass es unmöglich für uns als Kreisverband ist, Positionen in die Zeitung zu bekommen (keine unserer Pressemitteilungen des letzten Jahres wurde in den Zeitungen der Region abgedruckt). Die Senioren-Union der CDU ist da mit Einweihungen von Parkbänken und Bierfesten wesentlich erfolgreicher. Was viel über die lokale mediale Prioritätensetzung aussagt. Unweigerlich kommt es dadurch zur Annahme bei Menschen, dass die Linke nur mit sich selbst und nicht mit Themen für ihre Region und die Menschen beschäftigt ist.

Nein, nicht Medien per se haben ein Interesse daran, DIE LINKE kleinzureden und totzuschweigen, wo sie Positives tut. Regional ist allerdings sehr offensichtlich, wo es massiv konservative Medienstrukturen gibt, die die Linke nicht durchbricht. Das ist mühsam – und schade.

Zum anderen haben die Mitglieder der Partei ihre Wurzeln in der Mitte der Gesellschaft. Leben dynamische Leben, sind aktiv und kommunizieren viel. Sie trennen häufig nicht künstlich ihre politische Arbeit vom Privatleben sondern tun ihre Meinung niedrigschwellig kund. Natürlich würde es medial vielleicht gewissermaßen produktiver sein, wenn wir alle Rhetorik-Seminare besuchen und uns ganz klar selbst auftrennen, zwischen Privat und Politik. Das tun wir aber nicht. Denn wir wissen doch genau: es gibt keinen unpolitischen Bereich im Alltag. Alles ist verzahnt.

Hinzu kommt, dass viele der medial aktiven Mitglieder, sofern sie keine PDS-Alt-Kommunisten sind, sehr jung und emotional sind, ein ganz klares Wertegerüst und sehr viele Erwartungen mitbringen. Kurzum: Sie sind natürlich und ihrer Persönlichkeit authentisch. Da wird schon einmal über das Ziel hinaus geschossen – oder eben zu einem ungünstigen Zeitpunkt. Ist denn aber das nicht genau das, wofür linke Politik einstehen sollte? Menschlichkeit und Persönlichkeit und zu „sagen, was ist“ anstatt sich hinter Partei-Räson zu verbarrikadieren?

Was auch passiert: Ich bleibe dabei. Ich bleibe bei meiner Partei. Ich bin meinem Kreisverband Rheingau-Taunus treu und der sozialistischen Idee.

Comments from Mastodon:

Schreibe einen Kommentar