DIE LINKE – noch zu retten?

Die nächste Wahlschlappe hat die Partei erwartungsgemäß eingeholt. Dabei handelt es sich m. E. um eine bedauerliche Verkettung von Selbst-Blockaden, Überheblichkeit, aber auch überschätztem Markenwert – und der Tatsache, dass die Stamm-Wählenden nicht ewig leben. Was ist dem entgegenzusetzen?

Die Durststrecke wird nicht plötzlich zu beenden sein. Sie kam auch nicht plötzlich. Genauso, wie kein neues Personal gebacken und vor allem kein Vertrauensverlust „schnell repariert werden“ kann.

Weit vor „großen Umbrüchen“ müssen wir ganz weit unten: nämlich dabei, der verzerrten Wahrnehmung zu unseren Themen etwas entgegenzusetzen. Und zwar im Kleinen. Vertrauen können wir nicht über das Partei-Label zurück gewinnen. Das muss über den persönlichen Diskurs aber vor allem durch viel persönliche Präsenz erfolgen. Genau hier sehe ich die Landesverbände und den Bundesvorstand im Zugzwang, Menschen fit zu machen, raus zu gehen und selbstbewusst zu agieren, ohne sich nur über Parteinamen zu definieren.

Eine bittere Realität – die „Marke“ zieht nicht mehr

Die Kommunikation muss einfacher werden. Wir haben ein großartiges Programm. Wir brauchen allerdings zu viel Text, um Inhalte zu erklären. Wir können vortrefflich vom sozial-ökonomischen Umbau schwadronieren – das Problem ist, das will keiner hören. „Sagen, was ist“ wäre angebrachter. Wir sind keine Akademiker-Partei und kein Marx-Lesekreis. Und unsere Zielgruppe, um politisch was zu reißen, sollte das auch nicht sein, sondern die vielen Millionen einfacher Leute. Das wünsche ich mir für DIE LINKE, bzw., dass sie das versteht und annimmt. Der Altersschnitt bei Mitgliedern, aber auch bei Wählenden, wird vielerorts dadurch negativ beeinflusst, dass sich viele der „alten Garde“ krampfhaft und u. a. unter Anwendung von Absprachen halten und (so) die jungen Leute blockieren – auch aus der Angst heraus, irgendwo anzuecken. In der Folge resignieren nicht wenige nach erstem Enthusiasmus entzaubert.

Letzten Endes, das sei ganz unpolemisch festgestellt, sterben uns auch die Wählenden weg und wir kriegen den Hebel nicht bei der Jugend angesetzt. Ich könnte direkt mehrere Kreisverbände nennen, aus denen Mitglieder anfragen, wie sie die „alten Knochen“ Mal zu progressivem Handeln und Offenheit gegenüber Jugend und deren Ideen und überhaupt dem Nutzen moderner Kommunikation animieren könnten.

Am Ende muss von unten nach oben umgekrempelt werden. Wir können Bundesvorstände rausrotieren, wie wir wollen – das ändert nichts daran, dass die Basis der Partei vielerorts den Anschluss an die Basis vor Ort verloren hat. Es ist jetzt die falsche Zeit, aufgrund persönlicher Interessen die Sache und das Kernthema Verteilung hintanzustellen.

Die Partei muss nicht nur kämpferischer, also gewissermaßen radikaler auftreten sondern ihren Erneuerungsprozess radikal bis tief in die Basis bringen.

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