So, da sind sie gelaufen, die Tage Equal-Pay-Day am 7. März und der Internationale Weltfrauentag am 8. März. Gleichzeitig gelaufen sind damit auch wieder einmal unzählige Grundsatzdiskussionen und Positionierungen, die vermuten lassen, dass es sich bei beiden Tagen um Modeerscheinungen einer absoluten Minderheit ohne Mitbestimmungsrechte handelt. Ein Moment also wieder, an dem die Realität einen beinahe zu schockieren vermag. Wenn es nicht jedes Jahr das gleiche Spiel wäre.
Dass sich viele Vertreter des männlichen Geschlechts despektierlich über die Anstrengungen und Aufrufe Tagen wie dem Equal-Pay-Day und dem Weltfrauentag aufregen, verwundert freilich eher selten. Was es nicht richtiger macht. Mehr noch aber sind es Frauen, die mich in dieser Hinsicht zur Verzweiflung treiben können. Dabei beziehe ich mich vornehmlich auf Frauen, die einen Lebensstil führen, der ohne die seit Jahrzehnten andauernden Kämpfe überhaupt nicht möglich wären.
Wäre es heute möglich, dass sich Frauen mit einem Gewerbe, einer Firma selbständig machen, dicke Autos fahren und ihr kinderloses Leben als ihre freie Entscheidung offen nach außen kommunizieren können? Wohl kaum. Denn ohne Kämpfe, die unter anderem von großartigen Frauen wie Clara Zetkin und Rosa Luxemburg angeführt wurden, würden wir noch immer in einer Gesellschaft leben, in der die Frau nicht über die Beförderung zur Haushaltsmanagerin hinauskäme. Mehr noch: Dinge wie kinderloses Leben, körperliche Selbstbestimmung und sogar die Feststellung, dass eine Vergewaltigung in der Ehe eben nicht „okay“ ist, wären gar nicht denkbar.
Ob in ganz offensichtlichen Ungerechtigkeiten, wie ungleicher Bezahlung, Schlechterstellung der Jobsuche, dem Absprechen von Fähigkeiten oder auch die männliche Unverfrorenheit, Frauen als schlechte Menschen darzustellen, die sich gegen Sexismus zur Wehr setzen – die Kämpfe, die gekämpft werden haben an Aktualität und vor allem Grundlage nur wenig verloren.
Wenn das Recht einer jungen Frau auf Unversehrtheit wirklich ernst genommen würde, gäbe es Selbstverteidigung für Frauen als Schulfach. Stattdessen lernen wir nach wie vor Anpassung.
– Luisa Francia, Schriftstellerin
Bei einer Kollegin las ich dieser Tage in einer Statusmeldung: „Was wir uns (nicht nur) zum Weltfrauentag wünschen: gleiches Geld für gleiche Arbeit, Chancengleichheit, Respekt sowie Akzeptanz für von patriarchalen Normen abweichenden Lebensentwürfen. Was wir bekommen: Rabattcoupons für Kosmetik und Küchengeräte.“ – Was hier zunächst ulkig klingt, beschreibt im Grunde das gesamte oben angerissene Problem in wenigen Worten. Und genau hierüber müssen wir reden. Wir alle.
Ob in der kapitalistischen Gesellschaft oder im noch immer von patriarchalen Grundsätzen durchsetzten Privathaushalt: Es ist weder eine faktische Gleichstellung erreicht. Damit das irgendwann gelingt, dürfen vor allem Frauen nicht aufhören, die Streiterinnen für diese wichtige Transformation des Gesellschaftsdenkens zu unterstützen. Ich für meinen Teil bewundre die Beharrlichkeit und auch die Entschlossenheit vieler Frauen, sich immer und immer wieder in diese Kämpfe zu begeben und ihre Standpunkte, Erwartungen und Forderungen zu formulieren. Und das entgegen der Gewissheit, dass das für sie selbst, für diese eine Generation, wohl gar keine direkten Änderungen bewirken wird.
Da fallen mir die Worte von Louisa May Alcott, einer amerikanischen Schriftstellerin und engagierte Kämpferin gegen die Sklaverei und für Frauenrechte und das Frauenwahlrecht in den USA ein.
Ich habe keine Angst vor Stürmen. Ich lerne, wie ich mein Schiff steuern muss.
– Louisa May Alcott, Menschenrechtlerin, Frauenrechtlerin
Hut ab! Bleibt mutig!