Corona – eine Wortmeldung

So lange wir uns bei Corona an Todeszahlen klammern, frage ich mich, warum das Informationszeitalter nicht seinem Namen gerecht wird. Es geht schon lange nicht mehr hauptsächlich um Tote – und doch ist jeder an Corona gestorbene Mensch einer zu viel.

Es geht letztlich auch darum, was Covid mit den einzelnen Menschen macht. Das Virus greift massiv in den Körper ein un sorgt bei vielen für spürbare langanhaltende körperliche Beeinträchtigungen. Oft so massiv, dass sich das auch in psychischen Folgen ausdrückt. Dabei ist dem Virus auch herzlich egal, ob wir über Menschen sprechen, die einen gesunden Lebensstil haben, oder nicht.

Freizeitsportler:innen, die an Covid erkrankt waren, kennen das. Die Folgen einer Infektion können bis hin zur Herzmuskelentzündung gehen – was de facto dazu führen kann, dass der Sport und damit ein zentraler Teil des eigenen Lebens u.U. nur noch eine passive Angelegenheit werden kann. Somit reißt bei einigen Menschen alles unter den Füßen weg. Neben dem Sport zerbröckeln die dadurch entstandenen sozialen Gemeinschaften, ein über Jahre gewachsenes „wir“ und eine Zugehörigkeit. Ja, Menschen müssen sich plötzlich vollkommen neu erfinden, unfreiwillig und ohne ein Netz, dass sie fängt, denn jede:r hat zu kämpfen.

Doch auch die ganz „normalen Normalos“ ohne sportliche Ambitionen, die haben nach Covid zu kämpfen. Ob es Einschränkungen im Alltag sind, die dazu führen, dass das Toben mit den Kindern flach fällt oder noch schlimmer – der Alltag zB auf wiederkehrende Atemnot angepasst werden muss, die Einschränkungen werden auch psychische und soziale Narben hinterlassen.

Narben, die letztlich nicht nur den direkt betroffenen Menschen bleiben, sondern auch den Familien.

Wenn Menschen dann noch mitbekommen, wie plan-, hilf- und willenlos die aktuelle Bundesregierung für die Grundpfeiler dieser Gesellschaft einstehen und sich lieber mit Karneval, Klagen gegen Raser-Bußgelder oder ihren persönlichen Machtkämpfen beschäftigt, wer will da dem Staat und das, was ihn ausmacht, mit Vertrauen begegnen? Wie sollen Einzelne das Gefühl bekommen, nicht von den persönlichen Befindlichkeiten irgendwelcher aus Planlosigkeit empor geschoben Eliten überrollt zu werden? Wie soll hier im Hinterkopf behalten werden, dass nicht Ellenbogen sondern Hände reichen weiterhilft?

Jeder Blick auf die Corona-Zahlen und das, was (nicht) dagegen getan wird, macht mich aufs Neue fassungslos und zornig. Ebenso wie Menschen, die meinen, dass sie plötzlich mit einer Wurmkur nicht nur das Virus sondern Pharma austricksen können. Als wären Wurmkuren nicht auch Produkte der Pharmaindustrie.

Trump haben wir als exotischen Over-Sea-Rassisten ausgelacht, als er vorschlug, man solle sich einfach Bleichmittel spritzen. Da haben wir gelacht – und heute? Wo sind wir, mit unserer deutschen Arroganz, die zu Beginn der Pandemie Masken als nutzlosen Kram abgetan hat und behauptet hat, dass die nur in asiatischen Großstädten wirken würden? Einen Schritt weiter? Nein, im Gegenteil – aktuell gehen wir mit großen Schritten rückwärts.

Lichtblicke? Maybe… Österreich geht demnächst in den Lockdown. Nicht Lockdown-Light. So ein richtiger Lockdown. Mit Impfpflicht. Alles drum und dran – weil auch sie sich eingestehen müssen, dass das mit der freien Entscheidung, sich und damit andere zu schützen nur so semi gut funktioniert hat, weil es immer einen Hetzer und Aufwiegler geben wird, der sich die nächste steile These ausdenkt, die Wissenschaft zu diffamieren und/ oder bei Menschen Ängste zu schüren, um ihre pervertierte Agenda durchzukriegen.

Ja, ich verstehe genau, dass Menschen vielleicht Angst haben. Doch sollten wir alle verstehen, dass viele Ängste nur dadurch gesellschaftlich manifestiert werden, weil sie jemand gebetsmühlenartig vorbetet und immer wieder Personen findet, die das feiern und groß machen.

Da ist die Impfung das eine Thema. Die „Flüchtlingskrise“ das andere Thema. Und beides hängt in einer Sache essentiell zusammen: Denn die Angst-Fabriken werden von den immergleichen Protagonist:innen betrieben. Sie zermahlen jede Spur von Aufgeklärtheit und Offenheit und damit jede Spur von dem, was uns Menschen immer wieder durch schwere Zeiten geholfen hat.

Schönes Wochenende!

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