Kommentar zu Emil: Reinstes Greenwashing

Leider konnte sich die Regionalpresse nicht dazu durchringen, meinen Kommentar zu veröffentlichen, was sehr schade ist. Dem Internet seit Dank, liest du aber nun hier, was ich gerne mitgeteilt hätte.

Seit einigen Tagen ist Emil nun unterwegs. Die lokale Presse hat diese Neuerung gerne aufgegriffen. Etwas Neues mit einem trendigen Begriff wie On-Demand-Mobilität , etwas Quasi-Digitales, Dynamisches und Günstiges, wie es Stadt und Marketingabteilungen rund um RMV, RTV und GHT GmbH suggerieren. Bei genauerem Hinsehen jedoch, blendet die Euphorie um das vollmundig als zukunftsweisend gepriesene Prestige-Projekt massive Versäumnisse aus.

Dumpinglöhne Dank Drittanbieter: 10 Euro/ Stunde

Wie den Stellenausschreibungen zu entnehmen war, sind Emil-Fahrer:innen nicht weder bei der Stadt Taunusstein angestellt noch beim RMV bzw RTV. Der Verkehrsverbund bedient sich der Drittfirma, GHT Mobility GmbH aus Berlin. Für Fahrpersonal sind 10€ / Stunde ausgeschrieben – ohne nennenswerte Benefits, dafür aber mit der Vorgabe, den Personenbeförderungsschein schon in der Tasche zu haben. Wo bleibt hier die monatelang, auch von der Stadt gepriesene Anerkennung für Menschen, die ‚den Laden am Laufen halten‘?

Das nächste Versäumnis: Der Tarif.

Zeitkartenbesitzer:innen zahlen 1,50 € + 0,15 € pro Kilometer. Für eine einfache Strecke. Der Rückweg kostet nochmal genauso viel. Wer kein RMV-Zeitticket besitzt, zahlt 3,00 € + 0,15 € pro Weg. Der Aufschlag nennt sich Grundpreis. Als begünstigte Berufsgruppe sieht der Tarif Bedienstete der Polizei vor. Nichts für ungut, aber Pflegekräfte und oder medizinisches Personal finden hier ernsthaft gar nicht statt? Gerade diejenigen erfahren hier also keine Erleichterung, die seit nunmehr 2 Jahren massivem Druck ausgesetzt sind und deren Arbeitsbedingungen noch immer nicht verbessert wurden? Klatschen soll reichen?


Die Vereinbarungen zwischen der Stadt Taunusstein und dem RMV sehen hierzu keinerlei Berücksichtigung von medizinischem Personal vor. Übrigens auch sonst zu keinen Vorgaben hinsichtlich Arbeitsbedingungen oder Bezahlung. Freie Hand also, für den Subunternehmer GHT Mobility?

Wem soll Emil dienen

„Wem soll Emil also dienen?“ ist damit eine mehr als nur berechtigte Frage, die nicht nur ich stelle, sondern einige Menschen in Taunusstein.

Der Rufbus wird durch Emil gestrichen. Der günstigere und funktionelle Dienst eingestellt. Zugunsten einer teureren und experimentellen Ausgabe, die diejenigen außen vor lässt und durch das Bestellprozedere überfordert, denen es wirklich nützen könnte. Wird das Projekt nicht gut angenommen, wird es als Rohrkrepierer eingestampft – der Rufbus bleibt dann aber gestrichen. Ein weiteres Möchtegegern-Prestige-Objekt zu einer oberflächlich suggerierbaren Verkehrswende in Taunusstein. Ähnlich der Mitfahrbänke, die noch immer ungenutzt im Weg stehen.

Emil schafft keine Verbesserung

Was Emil übrigens nicht schaffen wird: Menschen dazu animieren, in nennenswertem Maße das Auto stehen zu lassen. Täglich verlassen über 5000 Pkw die Stadt in Richtung auswärtiger Arbeitsplätze. Rund 1500 Pkw fahren aus dem gleichen Grund von außerhalb nach Taunusstein. Diese fängt Emil nicht ab, sondern fragmentiert im besten Fall ausschließlich den Taunussteiner ÖPNV an sich.

Grüner Anstrich ohne Wirkung

Der grüne Anstrich, den sich die Stadt hier gerne verliehen hätte, hat damit nur auf dem Papier Bestand. Weder ökologisch noch sozialpolitisch bringt das Projekt irgendjemanden weiter. Dafür sind ca 135.000 € Kosten-Anteil der Stadt zu hoch und könnten z. B. besser in Subventionen für Taxifahrten von bedürftigen Menschen investiert werden können oder in eine bessere Taktung oder Tarif-Vergünstigung des regulären Pendel-ÖPNV.

Sebastian Klaus
Taunussteiner und Kreisvorsitzender DIE LINKE. KV Rheingau Taunus

Nachträgliche Ergänzung: Mich irritiert massiv, dass weder Grüne noch SPD Emil hinterfragen. Wer, wie die SPD, lautstark für 12 Euro Mindestlohn zur Bundestagswahl antritt und ein Projekt zu 10 Euro durchwinkt, ist mit der Forderung nach 12 Euro Mindestlohn nicht über ein leeres Versprechen hinausgekommen. Auch die Grünen hinterfragen nicht, wieso ein Klein-Klein-Projekt massiv gefördert wird, das weder Pendlern das Auto unnötig macht, noch die Situation im Umland-ÖPNV verbessert.

1 Gedanke zu „Kommentar zu Emil: Reinstes Greenwashing“

  1. Und wie kommen die Taunussteiner Heim wenn der Emil Feierabend hat???? Achja da gibt es ja noch den Taunussteiner Taxi den es seit über 40 Jahren in Taunusstein gibt, dafür sind die ja gut genug!!!!….. Slogan auf der Wahlkampfwerbung vom Herrn Zehner… GEMEINSAM STARK….und dann kommt eine Firma aus Berlin und trägt gemeinsam mit unserem Bürgermeister dazu bei das die Zukunft vomTaxi in Taunusstein fraglich wird… Dabei sind das alles Taunussteiner die beim Taxi beschäftigt sind ob Vollzeit oder Teilzeit oder Aushilfen…!!!!!
    Fakt ist die Frage des Komfortbuses der die Taunussteiner immer vor der Haustür abgeholt hat bei Sonne Schnee und Regen das hätte anders gelöst werden können im Sinne der Taunussteiner, und natürlich Kostengünstiger als der Emil!!!!

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