Die Geschichte aller bisherigen Gesellschaft ist die Geschichte von Klassenkämpfen. – Karl Marx, Manifest der Kommunistischen Partei, Bourgeois und Proletarier
Nicht umsonst läuft seit der Industrialisierung ein dauerhafter Kampf von Arbeiter:innen-Vertretungen (Gewerkschaften) gegen Konzerninteressen wie Reduzierung privater Lebenszeit, Minderlöhne und Verschlechterung von Arbeitsbedingungen zum Zwecke andauernder und exzessiver Profit-Maximierung.
Beim Aufbegehren gegen den Kapitalismus geht es nicht um Neid. Im Gegenteil. Es geht um Gerechtigkeit – darum, dass die, die den gesamtgesellschaftlichen Reichtum erst durch ihre Arbeit ermöglichen, angemessen am Wohlstand beteiligt werden.
Bei Kapitalismus reden wir also nicht über selbst erarbeitetes Vermögen sondern von Reichtum, der letztendlich darauf beruht, dass viele für wenige hart arbeiten und wesentlich weniger Geld erhalten, als sie effektiv geschaffen haben. Wir unterwerfen uns also eigentlich gar keinem Wirtschaftskreislauf sondern einem burgeoisiezentrierten Wirtschaftsstrudel. Als Vanillesoße auf diesen Strudel konnten euch Gewerkschaften übrigens wenigsten – größtenteils – für das Wochenende den Rücken frei halten.
Der Rest ist im Großen und Ganzen noch immer genauso ungesund und wie damals.
Um die Irrwitzigkeit dieses Systems abzurunden ist ebenfalls festzuhalten, dass die oberen Einkommen massiv steuerlich begünstigt sind. Würde euer Lebensunterhalt derart massiv vom Staat gefördert werden, würden CDU, FDP und andere markt- und auch rechtsradikale rufen, dass das böse sei, weil es nach Sozialismus aussieht. Welch ein Glück, dass ihr den Reichtum einer nicht zu sättigenden Oberschicht finanzieren dürft.
In den letzten 20 Jahren würden Spitzenverdiener systematisch durch Staatsgelder in Form von Steuererleichterungen und -geschenken, oder in Bezug auf die CDU ganz offen durch Korruption, gefördert, bereichert und in ihrem Anspruch, in der Wichtigkeit dem Menschen, der Staatsbürgerin und überhaupt alles überlegen und etwas besseres ihnen gegenüber zu sein.
Ihr seid keine Kapitalisten, ihr verehrt eure Peiniger
Langer Rede kurzer Sinn: Die allermeisten da draußen sind keine Kapitalisten sondern schlichtweg Opfer neoliberaler Propaganda. Ganz im Sinne von Walter Lippmann.
Wer ist Walter Lippmann schon wieder?
Walter Lippmann verhalf als einer der einflussreichsten Propagandisten des Neoliberalismus der gelenkten Demokratie, dem marktradikalen Denken zum Siegeszug. 1922 erschienen sein Buch „Public Opinion“. Ein Klassiker in Sachen Manipulation und Beinflussen sowie Bilden der öffentlichen Meinung. Er war es auch, der den Begriff „Kalter Krieg“ in den allgemeinen Sprachgebrauch gebracht hat.
Seine Methoden der Meinungsbeeinflussung sind heute aktueller denn je. Und viele unserer Mitmenschen sind ihr vollkommen erlegen – obwohl sie niemals von dem partizipieren werden, was die Verheißungen des Neoliberalismus erwarten lassen. Seine Aufgabe ist unter anderem, die Machtgefüge so zu erhalten, wie sie sind – allenfalls zu verstärken. Wer jetzt unten steht, der wird auch nach ewiglangem Kampf für marktradikale Ziele ganz unten stehen.
Fazit
Das sind keine Kapitalisten! Sie verehren ein System als Heilsbringer, das sie am Ende ihrer Tage höchstens genau dort sieht, wo sie jetzt stehen. Sie huldigen sektenartig Ausbeutern, die sie geistig vernebelt, ver- und letztlich entführt haben. Sie leiden an einer Form des Stockholm-Syndroms. Das tut mir im Herzen weh und ich möchte helfen.
Um es mit einer Zeile aus dem ‚Geheimen Marsch‘ von Erich Weinert zu sagen:
Ist das gerecht?
Nein. Es ist die Realität.